Influencer und YouTuber üben eine große Faszination auf Kinder & Jugendliche aus. Der Wunsch, selbst Influencer*in zu werden und das vermeintlich glamouröse Leben der Online-Stars zu führen, ist bei vielen Heranwachsenden groß. Viele junge Menschen entwickeln jedoch eine utopische Vorstellung eines „normalen Lebens“: Mal eben schnell ein Video drehen, ein paar Fotos schießen und hochladen und schon hat man einen Haufen Geld verdient. Ganz so einfach ist es nicht. Wer einmal einen Blick hinter die Fassade der heilen Influencer-Welt wirft, stellt schnell fest: Online- Content- Produktion ist ein Fulltime- Job. Denn wer zigtausend Follower*innen tagtäglich unterhalten muss, um eine bestimmte Reichweite zu erzielen und so ein lukrativer Werbepartner für Unternehmen zu sein, der hat puren Stress, wenig Freizeit und noch weniger Privatsphäre.
Im Krefelder Jugendzentrum „Casablanca“ stand an zwei Wochenenden im September alles unter dem Stern des beliebten YouTube- Videoformats „Songs in real life“. Bei „SIRL“ werden kurze Musik-Clips produziert, in denen die Songs bekannter Stars mit neuen Texten versehen werden, die sich oft mit witzigen, allseits bekannten, oder teils auch banalen Alltagssituationen beschäftigen. Vorreiter dieses humorvollen und millionenfach angeklicktem Videogenres ist YouTube-Star Julien Bam.
Wer denkt solch ein lustiges Musikvideo sei schnell mal abgedreht, der irrt. Zuerst muss eine Songsauswahl getroffen und danach müssen die passenden Instrumentalversionen der Lieder gefunden werden. Als nächster Schritt, wenn man sich für ein Thema entschieden hat, fleißig getextet werden. Der Text muss nur nicht cool klingen, sondern natürlich auch auf den Rhythmus passen und sich nach Möglichkeit an der ein oder anderen Stelle reimen. Gar nicht so leicht- da qualmen ordentlich die Köpfe. Zum Glück hatten die Workshopteilnehmer*innen professionelle Unterstützung von Medientrainerin und Schauspielerin Sunny Bansemer und Musikproduzent und Toningenieur Mario Longo.
Am zweiten Projekttag ging es dann für alle Teilnehmer*innen ins mobile Tonstudio. Dort wurden die fertigen, neuen Texte eingesungen. Nach den ersten Minuten war das Lampenfieber bei allen Kids schnell verflogen und der Spaßfaktor überwog.
Am nächsten Wochenende stand der Videodreh auf dem Programm: Zwei Drehtage für drei Musikvideoclips- ganz schön sportlich! Da war neben der Unterstützung von Videoproduzent Marco Rentrop gute Organisation gefragt: Da alle vor und hinter der Kamera fleißig mit anpackten und sich gegenseitig unterstützten lief alles wie am Schnürchen.
Das anschließende Feedback der Workshopteilnehmer*innen war sehr positiv. Die Kinder & Jugendlichen fanden es toll, dass sie viel Eigenverantwortung und Freiraum hatten und Dinge, wie Gesang oder Schauspielerei hautnah ausprobieren konnten. Auch das Basteln von Requisiten, Einrichten von Sets oder zusammenstellen von Kostümen bereitete allen großen Spaß.
Der ein oder andere stellte am Ende fest: „So ein YouTube- Video macht ganz schön viel Arbeit! Das habe ich echt unterschätzt. Kein Wunder, dass so viele Youtuber so früh in „Rente“ gehen und irgendwann ihre Accounts schließen…“
Ja, viel Arbeit, aber auch ganz viel Herzblut und Spaß stecken hinter den ersten eigenen „Songs in real life“- Videos- die sich nicht hinter denen des großen Vorbilds Julien Bam verstecken brauchen, oder?
Aber schaut selbst!
Das Projekt wurde gefördert durch die Landesarbeitsgemeinschaft Kunst und Medien NRW e.V.